In der Aerodynamik sind Ecken und Kanten unerwünscht, sie erzeugen Reibung, stören den Auftrieb – kurzum, sie sind unerwünscht. Auch in der Unfallverhütung werden scharfkantige Ecken als hinderlich oder gefährlich betrachtet.
Bei den Charakteren unserer Mitmenschen empfinden wir das ähnlich, wir stören oder reiben uns an den Kantigen viel eher als an den „Aerodynamischen“, denn ohne wirkliche Reibung empfinden wir oft eine Kante, die eigentlich eine eher seltene Gradlinigkeit zeigt, als unangenehm.
Unser Genosse Wolfgang Praunsmändel ist plötzlich und für alle hart von uns gegangen, gewaltsam, durch eigene Hand, ohne sichtbaren Grund. Was auch sein Beweggrund war, er war kein Konformist, hatte seine Ecken und Kanten, die seinen Mitmenschen manchmal schon zuviel waren.
Sieht man aber die vielen Menschen, die sich nicht engagieren, die lieber reibungsfrei mit dem Strom schwimmen, kann man zu dem Schluss kommen, das Reibung nicht nur zum Bremsen benötigt wird. Ecken und Kanten machen aus einem Rohdiamanten erst ein Kunstwerk, steigern seinen Wert erheblich.
So möchte ich Wolfgang als Diamanten in Erinnerung halten, als einzigartig, als wertvoll; und dankbar sein für die Ecken und Kanten, die den eigenen Blickwinkel aus der Konformität herausholen, neue Sichtweisen eröffnen.